Evangelische Kirchengemeinde Hilden/ Rheinland – Erlöserkirche
Die Große Weihnachtskrippe
Anschauliche Heilsgeschichte, Glaubensbotschaft, tiefe Symbolik und liebevolle Details
Idee und handwerkliche Entwicklung:
Eine Krippe entsteht nicht mit einem Mal. Sie ist das Produkt einer jahrelangen Entwicklung. Dafür spricht ihre Vielschichtigkeit, Vielgestalt und ihre Tiefe. Sie soll kein Erfolgserlebnis eines gelungenen Werkes sein, sondern eine Auseinandersetzung mit der frohen Botschaft.
Pfarrer Joachim Rönsch begleitete in seiner Vikariatszeit in Bonn-Bad Godesberg/Mehlem das Werden einer liebevoll geschnitzten, großen Krippe und entwickelte da sein Faible und Hintergrundwissen. Er regte an, eine eigene neue hier in Hilden zu bauen. Es sollte und durfte eine völlig neue Krippe werden; neue Ideen, neuer Maßstab, angepasst an das kreative Vermögen der Helfer vom Kindergottesdienst, die mitmachen wollten. Möglichst kostengünstig im Material.
Pappmaché war mir noch in ihrer Vielseitigkeit von persönlichen Gestaltungen von Burgen für Playmobil- oder für Kasperlefiguren bekannt. Kostet fast nichts, da sie aus Zeitung, Toilettenpapier und Tapetenkleister besteht und ist in Ruhe mehrschichtig zu bearbeiten, bis die Figur als fertig zu betrachten ist.
2003 war es soweit: Die Größe hat sich nach unserer ersten zu beklebenden Grundlage gerichtet: pfandfreie Plastik-Saftflaschen; ein Erwachsener misst dann etwa 35 cm. Danach haben wir/ habe ich alle folgenden Figuren ausgerichtet, auch wenn sie inzwischen nicht mehr um plumpe Flaschenbäuche entstehen.
So sind die Figuren aus den ersten beiden Jahren Gemeinschaftsprodukte der Freude ohne direkten künstlerischen Anspruch. Zu fünft haben wir einfach mit spontanen Ideen zu den ersten Figuren begonnen, mehrfach Schichten Zeitung aufgesetzt, Armwürste aufgeklebt und die Figuren auf dem Dach unseres Schuppens in der Sommersonne trocknen lassen. Wir haben uns ohne jede Vorkenntnis Farben für die Kleidung überlegt und gemeinsam bemalt, dass jede Hand an fast jeder Figur zu tun hatte.
Diese ersten sind die ruhenden, die statischen Figuren, mit langen Gewändern ohne sichtbare Füße, mit geraden Armen in Ruhepose. Was aber der heiligen Familie gut tut: sie ist der ruhende Pol im großen Gewusel um die Krippe. Die Schafe im zweiten Jahr sind ein knubbeliges Übergangsprodukt: vorgeknetete Zeitungsklumpen für Beine und Körper, den Kopf aus Eierkartonvertiefungen. Mit Draht wäre das viel einfacher gewesen…
Mit den weiteren großen Tieren, den Hirtenknaben und schließlich den Menschen des Volkes kam mehr Agilität in die Figuren. Ich gebe zu, dass ich die Produktion an mich gerissen habe: es macht mir einen Riesenspaß einen Bewegungsmoment einzufangen oder eine Geste zu überspitzen und einen Charakter heraus zu arbeiten, wie den des Astronoms im folgenden Bild.
Bedingt durch das Drahtgerüst (Wabendrahtgeflecht und Banddraht) im Innern, wirkt ein Püppchen auch schwerelos, wenn es, wie die rennende Maria 2007, lediglich auf einem Bein an der Unterlage befestigt ist oder wie der neue Gabriel auf einem verdeckten Steckgerüst ruht. Dazu kommt der Faltenwurf der Kleidung aus mehrschichtig zusammengeklebter Zeitung, die die Bewegung optisch unterstützt. Inzwischen habe ich selber hohen künstlerischen Anspruch an die Erscheinung der Figuren. Es ist eine wunderschöne Herausforderung und Aufgabe. Ganz intuitiv entsteht eine Figur nicht mehr: Ich berate mit Herrn Rönsch, was eine Figur aussagen soll und entwerfe sie erst in Skizzen, bevor ich das Drahtgerüst modelliere.
Eine Figur sollte schon im Drahtgerüst in den Proportionen stimmen, sonst sind nachträgliche "Operationen" im beklebten Zustand sehr aufwändig. (Sie waren aber schon zweimal nötig!) Dazu drücke das Drahtnetz nach oder zupfe es heraus, ziehe den Banddraht oder kürze ihn. Ich messe Arme und Beine auch sicherheitshalber nach, um falsche Proportionen zu vermeiden. Fehler sind einer reinen Drahtfigur nicht gleich anzusehen! Mit eingekleisterter, geknäuelter Zeitung arbeite ich die Körpergrundform heraus. Für nackt hervorlugende Körperteile wie Füße, Beine, Hände, Arme und Gesichter verwende ich auch feine, anrührbare Carta- Pèsta-Masse aus dem Handel. Diese und auch getrocknete Zeitung lassen sich mit Raspeln und Schleifpapier gut bearbeiten. So trage ich auf oder nehme fort, bis mir das Ergebnis gefällt.
Mit einer Papiermaché aus Toilettenpapier gestalte ich Tierfelle und Haare. Trotz dieser nachher sehr plastischen Wirkung heißt Anmalen (oder Fassen!) nicht nur Farbe aus einem Topf auftragen. Tiefen betone ich dunkel, Höhen heller. In eine Farbfläche auf Gewändern oder Fellen mische ich mindestens zwei andere Farbkomponenten mit dem Pinsel stellenweise ein. Das macht die Erscheinung lebendig.
Die Gesichter waren am Anfang der Einfachheit halber glatt geblieben und wurden nur bemalt; frei nach Kees de Kort. Diese Vorgabe ermöglichte mir über die Jahre eine sehr viel lebendigere Darstellung als modellierte Gesichter: Ich male Portraits! Die Figuren ab 2012 erhielten allerdings leichte Nase, um ihr Profil vollständig wirken zu lassen.
Zum Schluss erhalten die Figuren eine Klarlackschutzschicht zum Versiegeln. Filigrane Pappmaché braucht seine Zeit: zwischen 20 und 80 Stunden Arbeit für eine Figur, etwa zwei Drittel für den Rohling und ein Drittel für das Bemalen.
Das Bauen von Landschaftselementen und Gebäuden erfolgt auch mit ähnlichen Materialien. Schließlich sollen sie mit den Figuren harmonieren und passen. Nur erfordert ihre Unterkonstruktion anderes Vorgehen:
Auf soliden Grundplatten aus Holz entsteht, um Gewicht zu sparen, ein Torso aus Styropor. Dieses wird zum Teil mit Papier- oder Eierkarton-Maché überzogen und/oder gespachtelt. Teilweise habe ich es auch mit dem heißen Draht direkt behandelt.
Die Krippenlandschaft besteht zum größten Teil aus Naturmaterialien und ist meine gemeinsame Gestaltungsaufgabe mit Pfarrer Joachim Rönsch in der Woche zwischen dem dritten und vierten Advent. Am dritten Adventsonntag wird nach dem Gottesdienst der große Baum aufgestellt und der Umzug aus dem Kirchenkeller vollzogen. Familienangehörige und Freunde der Gemeinde helfen dabei. Am Montag kommen die Lichter an den Baum, am Dienstag hängen KonfirmandInnen die vielen Äpfel auf. Ab Mittwoch ist Krippenaufbau in kleiner, eingearbeiteter Runde: Verwendung finden Steine von der Mosel und aus dem Taunus in unterschiedlichen Größen, Wurzeln, Moos und lebende Topfpflanzen, Sand und Pinienrindenmulch. Ein Landschaftsunterbau aus zusammen geklappten Tischen, Podesten, einem eigens gefertigten stapelbaren Böckchensystem und Platten wird mit sand- oder erdfarbenen Tüchern zugedeckt, bestreut und mit Steinen eingerahmt und dekoriert. Die Beleuchtungskabel verschwinden ebenfalls unter Tüchern oder in den Zweigen. Der in die Krippe einbezogene Weihnachtsbaum macht sie zu einer besonderen und einmaligen Krippe: sie braucht keinen Hintergrund; die Lichter am Baum sind der hohe Sternenhimmel und der Weihnachtsstern hängt auch darin über dem Stall.
Wenn Sie nach dieser Handwerksbeschreibung Gefallen daran finden sollten, selber mit Ihren Kindern oder Enkeln eine kleine Krippe aus Holzzweigen, Pappkarton oder dergleichen zu basteln, so tun Sie das! Sie können dazu meinen Bastelbogen für eine Figuren-Grundausstattung passend zu der kleinen Krippe downloaden.
Pfarrer Joachim Rönsch begleitete in seiner Vikariatszeit in Bonn-Bad Godesberg/Mehlem das Werden einer liebevoll geschnitzten, großen Krippe und entwickelte da sein Faible und Hintergrundwissen. Er regte an, eine eigene neue hier in Hilden zu bauen. Es sollte und durfte eine völlig neue Krippe werden; neue Ideen, neuer Maßstab, angepasst an das kreative Vermögen der Helfer vom Kindergottesdienst, die mitmachen wollten. Möglichst kostengünstig im Material.
Pappmaché war mir noch in ihrer Vielseitigkeit von persönlichen Gestaltungen von Burgen für Playmobil- oder für Kasperlefiguren bekannt. Kostet fast nichts, da sie aus Zeitung, Toilettenpapier und Tapetenkleister besteht und ist in Ruhe mehrschichtig zu bearbeiten, bis die Figur als fertig zu betrachten ist.
2003 war es soweit: Die Größe hat sich nach unserer ersten zu beklebenden Grundlage gerichtet: pfandfreie Plastik-Saftflaschen; ein Erwachsener misst dann etwa 35 cm. Danach haben wir/ habe ich alle folgenden Figuren ausgerichtet, auch wenn sie inzwischen nicht mehr um plumpe Flaschenbäuche entstehen.
So sind die Figuren aus den ersten beiden Jahren Gemeinschaftsprodukte der Freude ohne direkten künstlerischen Anspruch. Zu fünft haben wir einfach mit spontanen Ideen zu den ersten Figuren begonnen, mehrfach Schichten Zeitung aufgesetzt, Armwürste aufgeklebt und die Figuren auf dem Dach unseres Schuppens in der Sommersonne trocknen lassen. Wir haben uns ohne jede Vorkenntnis Farben für die Kleidung überlegt und gemeinsam bemalt, dass jede Hand an fast jeder Figur zu tun hatte.
Diese ersten sind die ruhenden, die statischen Figuren, mit langen Gewändern ohne sichtbare Füße, mit geraden Armen in Ruhepose. Was aber der heiligen Familie gut tut: sie ist der ruhende Pol im großen Gewusel um die Krippe. Die Schafe im zweiten Jahr sind ein knubbeliges Übergangsprodukt: vorgeknetete Zeitungsklumpen für Beine und Körper, den Kopf aus Eierkartonvertiefungen. Mit Draht wäre das viel einfacher gewesen…
Mit den weiteren großen Tieren, den Hirtenknaben und schließlich den Menschen des Volkes kam mehr Agilität in die Figuren. Ich gebe zu, dass ich die Produktion an mich gerissen habe: es macht mir einen Riesenspaß einen Bewegungsmoment einzufangen oder eine Geste zu überspitzen und einen Charakter heraus zu arbeiten, wie den des Astronoms im folgenden Bild.
Bedingt durch das Drahtgerüst (Wabendrahtgeflecht und Banddraht) im Innern, wirkt ein Püppchen auch schwerelos, wenn es, wie die rennende Maria 2007, lediglich auf einem Bein an der Unterlage befestigt ist oder wie der neue Gabriel auf einem verdeckten Steckgerüst ruht. Dazu kommt der Faltenwurf der Kleidung aus mehrschichtig zusammengeklebter Zeitung, die die Bewegung optisch unterstützt. Inzwischen habe ich selber hohen künstlerischen Anspruch an die Erscheinung der Figuren. Es ist eine wunderschöne Herausforderung und Aufgabe. Ganz intuitiv entsteht eine Figur nicht mehr: Ich berate mit Herrn Rönsch, was eine Figur aussagen soll und entwerfe sie erst in Skizzen, bevor ich das Drahtgerüst modelliere.
Eine Figur sollte schon im Drahtgerüst in den Proportionen stimmen, sonst sind nachträgliche "Operationen" im beklebten Zustand sehr aufwändig. (Sie waren aber schon zweimal nötig!) Dazu drücke das Drahtnetz nach oder zupfe es heraus, ziehe den Banddraht oder kürze ihn. Ich messe Arme und Beine auch sicherheitshalber nach, um falsche Proportionen zu vermeiden. Fehler sind einer reinen Drahtfigur nicht gleich anzusehen! Mit eingekleisterter, geknäuelter Zeitung arbeite ich die Körpergrundform heraus. Für nackt hervorlugende Körperteile wie Füße, Beine, Hände, Arme und Gesichter verwende ich auch feine, anrührbare Carta- Pèsta-Masse aus dem Handel. Diese und auch getrocknete Zeitung lassen sich mit Raspeln und Schleifpapier gut bearbeiten. So trage ich auf oder nehme fort, bis mir das Ergebnis gefällt.
Mit einer Papiermaché aus Toilettenpapier gestalte ich Tierfelle und Haare. Trotz dieser nachher sehr plastischen Wirkung heißt Anmalen (oder Fassen!) nicht nur Farbe aus einem Topf auftragen. Tiefen betone ich dunkel, Höhen heller. In eine Farbfläche auf Gewändern oder Fellen mische ich mindestens zwei andere Farbkomponenten mit dem Pinsel stellenweise ein. Das macht die Erscheinung lebendig.
Die Gesichter waren am Anfang der Einfachheit halber glatt geblieben und wurden nur bemalt; frei nach Kees de Kort. Diese Vorgabe ermöglichte mir über die Jahre eine sehr viel lebendigere Darstellung als modellierte Gesichter: Ich male Portraits! Die Figuren ab 2012 erhielten allerdings leichte Nase, um ihr Profil vollständig wirken zu lassen.
Zum Schluss erhalten die Figuren eine Klarlackschutzschicht zum Versiegeln. Filigrane Pappmaché braucht seine Zeit: zwischen 20 und 80 Stunden Arbeit für eine Figur, etwa zwei Drittel für den Rohling und ein Drittel für das Bemalen.
Das Bauen von Landschaftselementen und Gebäuden erfolgt auch mit ähnlichen Materialien. Schließlich sollen sie mit den Figuren harmonieren und passen. Nur erfordert ihre Unterkonstruktion anderes Vorgehen:
Auf soliden Grundplatten aus Holz entsteht, um Gewicht zu sparen, ein Torso aus Styropor. Dieses wird zum Teil mit Papier- oder Eierkarton-Maché überzogen und/oder gespachtelt. Teilweise habe ich es auch mit dem heißen Draht direkt behandelt.
Die Krippenlandschaft besteht zum größten Teil aus Naturmaterialien und ist meine gemeinsame Gestaltungsaufgabe mit Pfarrer Joachim Rönsch in der Woche zwischen dem dritten und vierten Advent. Am dritten Adventsonntag wird nach dem Gottesdienst der große Baum aufgestellt und der Umzug aus dem Kirchenkeller vollzogen. Familienangehörige und Freunde der Gemeinde helfen dabei. Am Montag kommen die Lichter an den Baum, am Dienstag hängen KonfirmandInnen die vielen Äpfel auf. Ab Mittwoch ist Krippenaufbau in kleiner, eingearbeiteter Runde: Verwendung finden Steine von der Mosel und aus dem Taunus in unterschiedlichen Größen, Wurzeln, Moos und lebende Topfpflanzen, Sand und Pinienrindenmulch. Ein Landschaftsunterbau aus zusammen geklappten Tischen, Podesten, einem eigens gefertigten stapelbaren Böckchensystem und Platten wird mit sand- oder erdfarbenen Tüchern zugedeckt, bestreut und mit Steinen eingerahmt und dekoriert. Die Beleuchtungskabel verschwinden ebenfalls unter Tüchern oder in den Zweigen. Der in die Krippe einbezogene Weihnachtsbaum macht sie zu einer besonderen und einmaligen Krippe: sie braucht keinen Hintergrund; die Lichter am Baum sind der hohe Sternenhimmel und der Weihnachtsstern hängt auch darin über dem Stall.
Wenn Sie nach dieser Handwerksbeschreibung Gefallen daran finden sollten, selber mit Ihren Kindern oder Enkeln eine kleine Krippe aus Holzzweigen, Pappkarton oder dergleichen zu basteln, so tun Sie das! Sie können dazu meinen Bastelbogen für eine Figuren-Grundausstattung passend zu der kleinen Krippe downloaden.