Ochse und Esel haben tiefgreifende und multiple Symbolgehalte. Im Einzelnen lässt sich der Esel als demütiges und dienendes, kluges und geduldiges Tier interpretieren, und damit als Metapher für die Demut und Aufopferung Jesus Christus ausweisen. Der Ochse wurde zum Sinnbild der Güte, Ruhe und friedlichen Kraft, ebenfalls Eigenschaften Christi. Als das typische Opfertier des Alten Testaments verweist er so auf die Kreuzigungsgeschichte.
Wir ziehen gerne die Worte des Propheten Jesaja heran, um die Präsens der Tiere im Stall zu begründen: Jesaja rügte einst sein abtrünniges Volk in folgendem Bild und schimpfte:
(Jes 1,3) „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel kennt es nicht und mein Volk vernimmt es nicht.“ Die Tiere seien also klüger als das Volk, wollte er sagen! So zeigen die Tiere in der Krippe die Bekehrung zu Gott.
Origenes (185-234/5) bezieht sich auf diese Stelle und deutet: der Ochse verkörpere als reines Tier die Juden, Esel als unreines Tier die Heiden - und beide beten gemeinsam den Herrn an (in dieser Symbolik schreiben auch später Ambrosius und Augustinus).
Frühe Darstellungen, wie auf dem Sarkophag von Sant' Ambrogio, Mailand, aus dem 4. Jahrhundert, die nur das Kind im steinernen Trog und die beiden Tiere zeigen, können mit dieser Symbolik als vollständige Krippenszenen angesehen werden: Die gesamte Menschheit ist vertreten!
Alle göttlichen Kinder der mythischen Welt wachsen mit oder durch Tierammen auf. Die ernähren und hüten die göttlichen "neuen Könige". (Zeus auf Kreta war von Ziegenböcken und Bienen umgeben, Romulus und Remus von einer Löwin,...)
Eine Deutung von Ochs und Esel als Ammen passt ebenfalls zu Darstellungen vom alleinigen Christuskind mit den beiden Tieren: sie versuchen durch ihren warmen Atem das nackte Kind zu wärmen und beugen sich fürsorglich über das kleine Menschenwesen. Eine Legende erzählt, dass alle Tiere in der Heiligen Nacht sprechen könnten, weil Ochs und Esel das Wunder der Geburt miterlebt und das Kind beschützt hatten.
Für seine Stalltiere hatte der Bauer dann am Heiligen Abend eine Extraportion Heu übrig…


Diesem Esel, einer Eselin(!), wollte ich sowohl den Ausdruck höchsten Verständnisses für Marias Umstände eingeben als auch der Fürsorge und Freude über das besondere Kind im Stall, als es geboren ist. Schließlich sind Ochs und Esel, biblisch gesehen, äußerst verständige und sensible Tiere.